Hier nun der zweite Teil des Interviews mit dem Fotografen Thomas Dirk Heere, der zahlreiche Berliner Spielkarten Quartette der 70er und 80er Jahre fotografiert hat. Zum 1.Teil >>
Quartettblog: Wie lief die Entwicklung eines Quartetts konkret ab, wurden Sie von einem Redakteur oder Verlagsmitarbeiter angerufen um z. B. ein Quartett wie „Pistenheuler“ oder „Rallye“ zusammenzustellen?
Heere: Eigentlich ergab sich die Planung immer aus dem Gespräch heraus, da ich ja wusste, was ich anbieten konnte und was ich bereits im Archiv hatte. Auch kam dann auf meine Anregung ein Spiel zustande, dass sich von den üblichen Quartettspielen unterschieden hat: „Rennpisten international“. (Anmerkung: Nr. 6316766).
Quartettblog: Wie kam es dazu?
Heere: Das Quartettspiel „Rennpisten International“ z. B. entstand anhand der Programmhefte, die ich von jedem Rennen mitbrachte. Oft gab es darin eine Skizze der Rennstrecke. Diese Skizzen waren es, die den Denkanstoß gaben. Da hieß es dann, weg von den technischen Daten und eine Streckenbeschreibung mit entsprechenden Rennmotiven der spektakulären Abschnitte entwerfen.

Heere: Wie eingangs erwähnt, habe ich nur das Büro in der Havelstraße 16 in Darmstadt kennengelernt. Wo die Druckerei war, weiß ich heute nicht mehr. (Anmerkung: Diese lag vermutlich in Berlin, Obentrautstraße 60, jedenfalls gab es da 1974 einen Telefonbucheintrag …)
Quartettblog: Was meine Leser und mich immer wieder interessiert, wissen Sie, wie hoch die Auflagen bei einigen Ihrer Quartette waren?
Heere: Das entzieht sich meiner Kenntnis. Nach Drucklegung habe ich Belegexemplare druckfrisch erhalten und selbst oft noch eigene Bestellungen aufgegeben. Hatte ich doch vor, jedem der Beteiligten, sei es Team, Fahrer oder Mechaniker, ein Quartettspiel zu überreichen. Das war immer ein „Riesen-Hallo“, wenn die Spiele im Fahrerlager die Runde machten … „Och, ich bin ja gar nicht auf´m Titel“ habe ich ziemlich oft hören müssen. Aber eigentlich waren alle zufrieden und mancher hat mir auch schon mal einen Schein zugesteckt, weil er das Ergebnis honorieren wollte.
Quartettblog: An wie vielen Quartetten waren Sie denn im Lauf der Jahre ungefähr beteiligt? Was ist Ihr persönlicher Favorit?
Heere: Ich sitze natürlich heute noch auf meinem kleinen Schatz der Belegexemplare. Aber wenn die Zeit ins Land geht, gibt man hier und da mal ein Spiel aus den Händen, um Kindern eine Freude zu machen. So passiert es dann, dass die eigene Kollektion nicht mehr ganz vollständig ist. Es müssen aber über dreißig Spiele gewesen sein. Einen Favorit habe ich nicht, aber stolz bin ich schon ein bisschen auf die „Rennpisten International“, da dieses Spiel nach Aussage von Herrn Burgstahler auf der Nürnberger Spielwarenmesse ausgezeichnet wurde.

Heere: Na klar, das hat viel Spaß gemacht. Noch heute bin ich in meinem Job. Allerdings habe ich mit der Berichterstattung über Autorennen Ende der 90er aufgehört. Der Konkurrenzdruck wurde stärker und die Honorare „gingen in die Knie“. Immer mehr Newcomer strebten danach, ohne Honorar ihre Bilder in den Zeitschriften zu sehen. Das hat den Markt für die „Freien“ kaputt gemacht. Außerdem möchte ich Ihnen auch mal eine Vorstellung davon geben, wie es ist, wenn es ein ganzes Wochenende lang regnet und Sie um die Rennstrecke laufen müssen, um an den verschiedenen Abschnitten möglichst viele unterschiedliche Motive zu produzieren – kein Zuckerschlecken!
Quartettblog: Haben Sie selbst Quartett gespielt?
Heere: Ja, allerdings gab es zu meiner Kinderzeit nicht diese Technik-Spiele. Oder meine Eltern und Freunde hatten mir keins geschenkt …
Heere: Die Wertschätzung von alltäglichen Dingen, so auch „meine“ Spielkarten, hat für mich einen hohen Stellenwert. Mit Freude habe ich bei der Recherche bezgl. Spielkarten im Internet gemerkt, dass es, wie auf Ihrer informativen Seite, viele Gleichgesinnte gibt, die ihrem Hobby frönen und sich über und an den Karten erfreuen. Wenn ich ein Kartenspiel zur Hand nehme, kommen bei mir bei der Betrachtung der Fotos die Erinnerungen wieder hoch und so manches Anekdötchen um die Rennstrecken wird wieder wach und treibt einem ein zufriedenes Schmunzeln ins Gesicht.
Quartettblog: Herzlichen Dank für das Interview!
Auch von mir vielen Dank für dieses hochinteressante Interview!
Wie in meiner Matchbox-Welt sind auch hier die Zeugnisse von Insidern, die damals dabei waren, von großem Wert, und man muss wirklich jede Gelegenheit nutzen, an soetwas zu kommen, bevor es zu spät ist und alle Zeitzeugen ausgestorben sind.
Natürlich wären demgemäß auch Leute, die damals die Ausgaben geplant und Entscheidungen getroffen haben, von Interesse, sowie auch diejenigen, die in den Druckereien an der Produktion beteiligt waren.
Also bitte weiter so!
Super! Nochmal vielen Dank für Deine Mühe! Der gute Mann hatte echt einen Traumjob – da ich selber sehr oft auf Auto-Veranstaltungen gehe und fotographiere, träume ich natürlich auch davon, meine Bilder in Quartettspielen zu sehen. In Form eines Geburtstagsgeschenkes habe ich das auch mal realisiert – über meinkartenspiel.de. Was mich da allerdings stört ist, dass nur Spiele im Skatformat produziert werden und leider auch nicht in der Kartonqualität, die wir kennen. Die Anmutung ist einfach nicht dieselbe. Ich würde gerne ein Spiel im Querformat drucken lassen – und die Daten im Gegensatz zu Piatnik seriös recherchieren.
Bei Ebay bieten Verkäufer manchmal selbstgemachte Spiele an – die sind dann auch recht teuer. Ich finde es jedoch ein bisschen unverschämt, dafür auf fremdes Fotomaterial zurückzugreifen und denke nichtmal darüber nach, mir so ein Spiel für meine Sammlung einzuverleiben.
Gruß,
Mischa
Beim Anbieter quartettbar.de gibt es auch andere (größere) Formate, auch 65/66 mal 100 mm, was dem klassischen Quartett-Großformat entspricht. Vielleicht ist allerdings hierfür eine Mindestauflage nötig.
Oh, danke, den kannte ich noch nicht. Werd ich gleich mal schauen!
Hallo Chris,
auch der zweite Teil des Interviews mit Herrn Heere hier hat mit sehr gut gefallen! So auch von meiner Seite an dieser Stelle nochmal vielen Dank für dieses tolle und sehr interessante Interview!
Sehr schön finde ich diese Anmerkung von Herrn Heere hier, als er über uns nun heute erwachsene Quartettspielsammler sagt – ‚Die Wertschätzung von alltäglichen Dingen, so auch „meine“ Spielkarten, hat für mich einen hohen Stellenwert.‘ Ich habe mich über diesen Satz von ihm sehr gefreut!
Etwas schade ist es aber leider nur, daß auch Herr Heere uns keine genaue Auskunft darüber geben kann, wie es damals mit den Stückzahlen der von Berliner Spielkarten produzierten Quartettspiele zahlenmäßig in etwa so ausschaute; denn dies hätte auch mich sehr interessiert.
Und auch die Antwort auf eine Frage danach, was Berliner Spielkarten damals mit diesen beiden Deckkartenvarianten „Rauten-Logo“ und „Tor-Herz-Logo“ eigentlich im Sinn hatte; bzw. damit bezwecken wollte – also, die Frage, warum Berliner Spielkarten damals oftmals ein und dasselbe Quartett (mit jeweils exakt dem gleichen Kartensatz) mit zwei unterschiedlichen Deckkartenvarianten vermarktete – hätte mich auch mal interessiert.
… naja, dies wird wohl immer mehr oder weniger deren Geheimnis bleiben … da können wir nur Vermutungen anstellen …
Sehr schön fand ich dann allerdings auch wiederum diese Anekdoten aus dem Rennfahrerlager! Ich kann mir gut vorstellen, daß sich die Rennfahrer damals sehr darüber gefreut haben, wenn dann am Ende gerade ihr Renner auf der Deckkarte eines Quartettspiels zu sehen ist!
… und wegen dieser „Rauten-“ und „Tor-Herz-Logo-Deckkarten-Geschichte“, konnten sich damals dann sogar (pro Spiel) ja gleich zwei Rennfahrer darüber freuen, es mit ihrem Rennwagen auf den Titel eines Spiels geschafft zu haben! 😉
Hierzu ist mit übr. auch noch etwas eingefallen:
Wie ich ja einmal in einem Kommentar zu dem Quartettblogbeitrag „Renn- Tourenwagen (Berliner)“ dort erwähnte, hatte mein Mann einen Bekannten, dessen Vater in den 70er-Jahren mit einem NSU TT Tourenwagenrennen gefahren ist. Jener Bekannte war ein Schulfreund meines Mannes; und mein Mann kann sich noch daran erinnern, daß jener Schulfreund damals eine großformatige Ausgabe (welche Ausgabe genau das war, weiß er heute allerdings nicht mehr) des Spiels „Renn- Tourenwagen“ von Berliner Spielkarten hatte. Da dies aber wohl auch das einzige Quartettspiel war, daß jener Junge damals hatte (er war wohl nicht so ein Quartettspielfan damals), kam uns – nachdem wir den zweiten Teil dieses Interviews hier gelesen hatten – der Gedanke, daß eventuell der Vater (der ja damals Rennen fuhr) dieses Quartettspiel damals von Herrn Heere im Fahrerlager geschenkt bekam! Und es dann seinem Sohn (also dem damaligen Schulfreund meines Mannes) zum Spielen gab. (Dies ist allerdings nur so eine Idee von uns, aber wer weiß, vielleicht war es ja tatsächlich so!)
Leider hat mein Mann inzwischen keinen Kontakt mehr mit diesem seinem damaligen Schulfreund aus Kindertagen, da dieser, und auch seine Eltern, schon seit Jahren nicht mehr hier in der Gegend wohnen; da war dann irgenwann der Kontakt abgebrochen. Der Vater jenes Schulfreundes meines Mannes hatte allerdings noch bis in die 90er-Jahre hinein seinen Renn-NSU TT, mit dem er damals in den 70ern Rennen gefahren war, in seiner Garage stehen! … ob er diesen Wagen allerdings auch aktuell noch aufbewahrt hat, entzieht sich – aus genannten Gründen – unserer Kenntnis.
Viele Grüsse
Sandra