Wilfried Egly: Nach meiner Tätigkeit bei Ravensburger in der Produktentwicklung habe ich mich selbständig gemacht und benötigte für diverse Spiele und Puzzles für Kunden einen Hersteller und kam so in Kontakt mit Herrn Schmid bei F.X. Schmid in München. Meine fachliche Qualifikation, Schriftsetzermeister und Studium angewandte Grafik, führte dazu, daß ich als freier Mitarbeiter im Münchner Büro zu arbeiten begann.
Quartettblog: Haben Sie da an Quartetten mitgearbeitet?
Egly: In erster Linie war ich für die verschiedensten Aufgaben im Spielebereich zuständig. Das reichte von Kalkulationen über technische Zeichnungen für Kartonagen und Displays, Musterfertigungen, Prospekte, Anzeigen, Messebau bis hin zu Andruck-Korrekturen. Außerdem entwarf ich zahlreiche Spiele im Kinderbereich. Einige erhielten die Auszeichnung ‚Spiel gut‘. Zu den Aufgaben gehörten natürlich auch die Quartette dazu. Innerhalb des Gesamtprogramms waren sie allerdings nur ein kleiner Teilbereich, der sich dann noch in den Auto- und Technik-Bereich und den der Kinderquartette aufteilte. Hier war der Anteil Gestaltung und Grafik naturgemäß umfangreicher. Die Arbeit an den Technik-Quartetten erfolgte durch einen Mitarbeiter und mich. War für mich natürlich eine Sache, in die ich mich erst so nach und nach einarbeiten musste.
Quartettblog: Haben Sie auch die Grafik für die Spiele gemacht?
Egly: Von Grafik kann man hier nicht sprechen. Es ergaben sich immer nur mal neue Layouts, da sich das Firmenlogo mehrfach änderte und auch auf die Quartette übertragen wurde. 1973 wurde beschlossen, den Titel deutlicher in Textform oben auf der Karte zu präsentieren. Die Arbeit an den Kinderquartetten war wesentlich umfangreicher, nicht zuletzt durch die vielen Comicthemen, und hier ergaben sich viele Grafikaufgaben, die auch Displaygestaltung, Prospekte und Anzeigen betrafen. 1977 kam dann die Entscheidung, den Quartetten ein ganz neues Aussehen mit dem Emblem Super-Trumpf und eingebautem Firmenlogo zu geben. Für die Quartette entstanden natürlich auch diverse Anzeigen für Fachzeitschriften und Aussendungen.
Quartettblog: Wie entstanden die Quartette, woher kamen die Ideen, die Bilder und die technischen Angaben?
Egly: Grundlage waren immer zunächst die bisherigen Quartette. Bei internen Besprechungen wurden die Planungen für das kommende Jahr diskutiert. Neue Titel wurden geplant oder Änderungen bei bestehenden Quartetten. In aller Regel erfolgte dann im Herbst die Entscheidungen auch für die Quartette. Das Bildmaterial wurde bei freien Fotografen angefragt aber z.B. auch bei Herstellern. Oft war das Bildmaterial in einem Quartett von verschiedenen Fotografen. Das Bild-/Vorlagenmaterial reichte von Kleinbild über Mittel- und Großformat bis hin zu Fotos oder Prospekten. Ich unterhielt damals ein kleines Archiv mit Schwerpunkt Militär, Eisenbahn und Luftfahrt sowie Blumen, Alpenblumen, Pilze und Zootiere, so daß das eine oder andere Foto Verwendung fand. Ich war regelmäßig auf der Luftfahrtschau in Hannover, der IAA in Frankfurt und bei den größeren Manövern in Deutschland mit Bundeswehreinheiten unterwegs. Die Daten wurden mitunter von den Fotografen mitgeliefert, aber man musste natürlich auch Fachzeitungen, Händler oder Produzenten zu Rate ziehen. Wichtig war vor allem auch die Berechnung und Festlegung der Bildausschnitte.
Quartettblog: Wissen Sie noch, wo die Autobilder und -daten für das Sammelquartett „Die tollsten Oldtimer“ herkamen? Und haben Sie auch bei den SST-Quartetten mitgearbeitet?
Egly: Das kann ich Ihnen heute nicht mehr sagen. Wahrscheinlich waren die Daten beim Bildmaterial dabei. Aber es ist auch sehr hilfreich, wenn man über viel Fachliteratur verfügt und so Daten recherchieren kann. Alle Quartette, auch die Oldtimer- oder die SST-Karten gehörten zu unserer Tätigkeit entsprechend der Notizen dazu. Bei den SST-Karten kam natürlich viel bereits vohandenes Bildmaterial zum Einsatz.
Quartettblog: Sie haben ja auch die Superinfo-Karten entwickelt – waren diese Zusatzkarten ihre Idee? Was war Ihnen dabei wichtig?
Egly: Bei einer der anfallenden Besprechungen habe ich als Zusatzkarten die Info-Karten vorgeschlagen und einige Entwürfe dazu gemacht. Die Quartette haben ja als Bestandteil Informationen über Fahrzeuge und deren Daten. Ich wollte mit den Info-Karten mehr Informationen zu den jeweiligen Themen an die Jugendlichen herantragen. Ich muß mich heute selbst noch darüber wundern, wie ich diese Arbeit zustande gebracht habe, zumal damals alles noch über Vorlagenmontagen gemacht werden musste. Allein die Farbangaben für die Lihografieanstalt, heute wäre das mit dem PC wesentlich einfacher. Ursprünglich waren die Karten nur als Sammelkarten gedacht, in jedem Quartett zwei Karten (4 Seiten Info), bei denen es nicht auf die Menge ankam, denn als ‚Quartett‘-Spiel waren sie ja nicht zum Spielen geeignet. Ich denke, daß es ein Fehler meines Nachfolgers war, sie als eigenständiges Spiel ins Programm zu nehmen. Viele Karten wie z.B. Schifffahrt oder Eisenbahn passten da ohnehin nicht rein.
Quartettblog: Dann haben Sie FX Schmid verlassen und einige ASS-Quartette erstellt.
Egly: F.X.Schmid hat 1981 das Büro von München nach Prien ins Werk verlegt. So blieb mir leider nichts anderes übrig, als die Tätigkeit zu beenden. Durch die Spielwarenmesse hatte man ja so manchen Kontakt auch zu Wettbewerbern. So bekam ich von ASS für ein paar Familien-Quartette den Auftrag.
Vom Originalfoto zum großformatigen ASS-Quartett und zur späteren Umsetzung im kleineren „Profiformat“
Der zweite Teil des Interviews folgt hier –>
superklasse! Freue mich schon auf den zweiten Teil!
Würde gerne mal mit Herrn Egly und Herrn Heere bei einem Abendessen gemeinsam am Tisch sitzen und über die Quartettspiele quatschen 🙂
Wäre das Foto mit den Herren von FXS und Karl-Heinz „Wella-Fönfrisur“ Rummenigge nicht ein guter Anlass für eine Übersicht über die diversen Rummenigge-Quartette, die FXS Anfang der 80er herausgebracht hat? Ich habe ein halbes Dutzend davon, die sich eher nebenbei angesammelt haben, aber es gibt noch mehr. Schon klar, dass das Thema für die Autofreunde hier im Forum nicht so interessant ist, aber als Zeitdokument passen sie ganz gut zu einigen anderen Quartetts, die hier schon vorgestellt wurden.
In meiner Erinnerung waren es 3 Quartette mit K-H Rummenigge und je ein Skat- und ein
Schafkopfspiel (Kreuz Bube mit ihm).
Es sind wohl drei Rummenigge-Quartetts, aber aus denen hat man gleich zwei Serien gemacht. Es gibt einmal die „Käpt’n Kalle“-Serie (50045.3 Käpt’n Kalles Fußballtricks, 50046.0 Käpt’n Kalles Kondition und Training und 54007.7 Käpt’n Kalles Kampf um Sieg und Punkte) und zum anderen die Karl-Heinz Rummenigge-Serie (60422 Tips und Tricks von Karl-Heinz Rummenigge, 60522 Training mit Karl-Heinz Rummenigge und 60822 Sturm auf’s Tor mit Karl-Heinz Rummenigge), wobei jedenfalls 60422 und 60522 mit zwei Deckblatt-Varianten erschienen sind. Macht also dann insgesamt acht. Alle dürften 1981/82 erschienen sein, in Rummenigges bester Zeit. Jedenfalls 54007.7 einerseits und 60822 haben identische Kartensätze, vermutlich korrespondieren auch die anderen beiden Quartetts beider Serien.
Recht lustig finde ich, dass im „Training“- und im „Tricks“-Quartett Bayerns damaliger Torhüter, Manfred „Manni“ Müller, nicht nur als Torhüter zu sehen ist, sondern auch als Feldspielerdarsteller. Vielleicht konnte sich FXS damals nur die Bildrechte an zwei FCB-Spielern leisten, und Kalle war schon so teuer… wer weiß.
Außerdem gibt es noch Kartenfußball mit Karl Heinz Rummenigge, Nr. 60625, und Rummenigge Fußball-Quiz, Nr. 66325. Beides sind Kartenspiele/Quizspiele in der Großbox, keine Quartette. Ja, stimmt schon, das sind interessante Zeitdokumente. Vielleicht kommt mal ein Beitrag dazu. Übrigens hab ich Käpt’n Kalles Fußballtricks unter 54005.3 in meiner Auflistung geführt, vielleicht ein Zahlendreher bei mir?
In der Tat ein Zahlendreher, aber der ist mir unterlaufen. Käpt’n Kalles Fußballtricks hatte in der Tat die Nummer 54005.3, und Käpt’n Kalles Kondition und Training hatte richtig die 54006.0. Entschuldigung für die irreführenden Angaben.
Die 60422, 60522 und 60822 sind 1980 konzipiert worden und 81 gefertigt.
Ich habe selbst noch die Spielfeld-Zeichnungen gefertigt.
Wilfried Egly